Ein Jahr Corona - was hat die Kirche getan?

Diese Frage stellt sich die Pressestelle der Erzdiözese Wien und beantwortet sie in einem doch recht langen Artikel - weil doch viel passiert ist.

Auch in unserem Pfarrverband ist viel geschehen, vielleicht haben Sie den Jahresbericht von der stellvertretenden Vorsitzenden unseres Pfarrgemeinderates in Stockerau zum Jahresschluss gelesen? Weiter unten finden Sie diesen Text. 

Vielleicht weist der Titel auch auf ein bisserl ein schlechtes Gewissen hin, weil doch viele meinen, die Kirche, die gerade in solchen bedrohlichen Situationen immer  für die Menschen wichtig war, hätte sich da sehr ruhig verhalten. In den Nachrichten treten Regierungsmitglieder und ihre Kritiker aus der Opposition zum Thema Corona auf, manchmal sind es auch selbst ernannte und echte Experten, die zur Krise etwas zu sagen haben. Unsere Kirche hätte früher den Teufel und das Böse aus dem Sack geholt und den Menschen verkündet, dass ihre Schlechtigkeit das alles verursacht hat. Gottseidank sind die Dinge heute in unseren Breiten nicht mehr so einfach. Aber vielleicht war unsere Kirche doch etwas zu still?

Hier geht es zum Artikel der Erzdiözese Wien.

Und hier der Artikel von Erika Trabauer:

Rückblick auf ein ganz besonderes Jahr

Als ich angefangen habe, diesen Rückblick zu verfassen, dachte ich mir: Na ja, da gibt es heuer nicht viel zu sagen - wurde ja eh alles abgesagt wegen Corona. Keine öffentlichen Gottesdienste, dann Gottesdienste mit strengen Auflagen, jede 2. Kirchenbank gesperrt, ganz wenige Gläubige. Keine Feiern, keine Feste, keine Benefizveranstaltungen  usw.

Aber bei genauerem Hinsehen stelle ich doch fest, dass  in unserer Pfarre trotz vieler Verbote und Beschränkungen viel Neues entstanden ist  -  gerade deshalb, weil so viel Altes nicht mehr möglich war.  So finden z.B. unsere PGR-Sitzungen online statt. Wer hätte das jemals gedacht?  In der Zeit der Lockerungen hatten wir im Herbst eine wunderbare Klausur in Hollabrunn. 

Die gravierendste Veränderung betrifft sicher die Liveübertragung der Gottesdienste. Dank unseres Pfarrers Tom, der über das notwendige technische Knowhow verfügt, haben wir im 1. Lockdown begonnen, die Gottesdienste zu streamen. Und zwar nicht nur die traditionellen in der Kirche, sondern wir sahen die Notwendigkeit, etwas für die Familien zu tun. Durch die  großartige  Zusammenarbeit im Kinderliturgieteam entstanden berührende Familiengottesdienste. Wir haben es mittlerweile geschafft, diese Gottesdienste mit einer guten technischen Qualität zu übertragen. Und die Zugriffe im Netz bestärken uns, dieses Angebot weiterzuführen, auch wenn es irgendwann keine coronabedingten Auflagen mehr geben wird. 

Auch die Gottesdienste für junge Menschen, der Connected -Lobpreis-Gottesdienst werden gestreamt.  Und Johannes Lenius begrüßt den Sonntag am Samstag Vorabend ebenfalls online mit der Orgel.

Trotz aller Beschränkungen haben wir uns entschlossen, mit dem Beginn des Arbeitsjahres im September die Gottesdienstzeiten  und damit verbunden auch das Profil dieser zu ändern.  Eine große Veränderung! So feiern wir am Sonntag um 8.30 Uhr eine traditionelle Hl. Messe und um 10 Uhr einen Familiengottesdienst im P2. Dieses Angebot wurde anfangs sehr gut angenommen - leider hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht - und wir müssen wieder ohne Besucher feiern.

Regelmäßig werden diese Gottesdienste als Wortgottesdienste gefeiert. Und damit verbunden haben sich viele Mitarbeiterinnen  in unserer Pfarre bereit erklärt, die Ausbildung zum Wortgottesdienstleiter zu machen, um diesen Feiern vorstehen zu können. 

Auch in der Sakramentenvorbereitung waren wir gezwungen, uns etwas  Neues einfallen zu lassen, weil die bisherigen Treffen in den Erstkommunionsgottesdiensten nicht mehr möglich waren. Leider konnte auch keine Erstkommunion stattfinden, wir werden das, in welcher Form auch immer,  im kommenden  Frühjahr nachholen.

Für die Zweitklässler, die in diesem Schuljahr zur Erstkommunion gehen wollen, haben wir auf Pfarrverbandsebene  in Zusammenarbeit mit der Pfarre Hausleiten ebenfalls auf Online-Vorbereitung umgestellt. Auch das funktioniert gut, ersetzt aber trotz allem die persönlichen Kontakte mit den Kindern und deren Eltern  nicht.

In der Firmvorbereitung haben sich ebenfalls gezwungenermaßen unter der Leitung von Manfred Plattner ganz neue Wege und Möglichkeiten aufgetan. Wir werden sehen, wie sich dieses neue Konzept in der Praxis bewährt. 

Das vergangene Weihnachtsfest war eine besondere Herausforderung, gehören doch die Krippenandacht am Nachmittag und die Christmette zu den meistbesuchten Gottesdiensten im ganzen Jahr. Die Krippenandacht wurde in den Garten des Belvedereschlössels verlegt und am Abend wurden 2 Christmetten gefeiert. Alle Gottesdienste wurden auch im Netz übertragen.

Und es sind noch viele andere Dinge geschehen. So wurden z.B. für die Osternachtsfeier daheim  Osterboxen im Pfarrverband verteilt, über die sich die Menschen sehr freuten. 

In den Kapellen unseres Pfarrverbandes wurden Beiträge zur Pfingstnovene aufgenommen, virtuelle Maiandachten wurden an verschiedenen Orten in Stockerau gefeiert. Und es gab auch eine virtuelle Wallfahrt nach Mariazell, zu Fronleichnam fuhr unser Pfarrer Tom mit der Monstranz  auf dem Traktor durch die Straßen unserer Stadt. Im September wechselte Pfarrvikar Tomasz in den Pfarrverband Ernstbrunn. Im Oktober wurde unser Diakon Krystian zum Priester geweiht - auch eine unkonventionelle Feier im Stephansdom. Und der Glaubenskurs Alpha wurde ebenfalls im Netz abgehalten. Und es gab erstmals einen digitalen  Adventkalender, der von Menschen unserer Pfarre ganz wunderbar und vielfältig gestaltet wurde.

Tja, und der heutige traditionelle Silvestergottesdienst findet ebenfalls in einer leeren Kirche statt. Trotz aller Beschränkungen und Verboten blicke ich als Pfarrgemeinderätin unserer Pfarre aber zuversichtlich in das neue Jahr. Wir sind ein gutes Team von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen,  und  ich bin mir sicher, dass wir die anstehenden Aufgaben meistern werden. 

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr, in dem wir uns wieder persönlich treffen können.

Erika Trabauer