Predigt vom Sonntag, den 14. Jänner 2018

Für alle, die es nicht selbst hören konnten, gibt es hier die Predigt von Pfarrer Markus Beranek zum Lesen.

Finde deinen Auftrag – Jesus setzt auf konkrete Menschen

Das heutige Evangelium versprüht für mich eine ganz starke Atmosphäre des Anfangs. Ich spüre den Charme und das Charisma Jesu, das die beiden Jünger Johannes des Täufers in den Bann zieht. Da kommt es zu einer berührenden und inspirierenden menschlichen Begegnung. Manchmal, wenn man einen alten Bekannten trifft, manchmal bei einer Begegnung im Vorbeigehen wo wir nachher merken, dass dieser Mensch etwas besonders liebenswertes hatte erleben wir das auch in unserem Alltag

 Jesus fragt die beiden nach ihrer Sehnsucht „Was wollt ihr?“ und sie drücken das ebenso mit einer Frage aus „Meister, wo wohnst du?“. Das griechische Wort, das hier mit „wohnen wiedergegeben wird, bedeutet in seiner Grundbedeutung „bleiben“. Es ist eines der Schlüsselworte des Johannesevangeliums, dass die Beziehung zwischen Jesus und seinem Vater und zwischen den Jüngern und Jesus charakterisiert. Etwa viel später im Bildwort vom Weinstock. Die Reben, die mit Jesus verbunden sind bringen reiche Frucht.

Dass Bleiben an dieser Stelle sinnvoller Weise mit „Wohnen“ übersetzt wird, verstärkt für mich die emotionale Ausdruckskraft dieses Wortes. Ich genieße das sehr, dass ich mich in meiner Wohnung im Pfarrhof wohl fühle. Das ich dort auch allein sein und dann in einer guten Weise bei mir bin.

Für mich ist das eine ganz wichtige Erfahrung des Gebetes und des Gottesdienstes, dass ich bei Gott eine Bleibe finde, ein zu Hause habe. Wenn ich im Gebet bin, bin ich allein mit Gott aber ganz und gar nicht einsam, sondern es ist der Rückhalt und die Geborgenheit wie bei einem lieben Menschen.

 Aber die Beziehung zu Gott ist natürlich kein Ersatz für menschliche Beziehungen. Ich brauche Freunde, mit denen ich das Leben und den Glauben teilen kann. Da gibt es ganz unterschiedliche Abstufungen – die, wo ich ganz viel erzählen kann. Die, mit denen ich Gottesdienst feiern kann – ich finde erlebe das immer wieder, dass in einer Gottesdienstgemeinde mitunter zwischen ganz fremden Menschen eine tiefe Vertrautheit entstehen kann.

 Mir scheint, dass das auch für unsere hier in Stockerau eine große Chance, daran zu arbeiten. Jeder, der/die den Gottesdienst mitfeiert trägt etwas zu dieser Atmosphäre bei. Wir sind alle Empfangende und wir sind alle Gebende. Jeder hat seine Art der Gottesbeziehung, die beim gemeinsamen Feiern auch mitschwingt. Ein freundliches Zunicken, ein kräftiges Mitsingen, der Friedensgruß – das sind einige Beispiele wie jeder von uns einen kleinen Beitrag leisten kann.

 Im Hintergrund steht immer wieder die Entdeckung: wenn Jesus Menschen beruft, dann fügt er sie zu einer neuen Gemeinschaft zusammen – dieses Gebilde nennen wir Kirche. Kirche ist die geniale Chance, nicht alleine auf dem Weg zu sein. Kirche ist die Chance, von einem Netz des Geben und Nehmens getragen zu sein. Kirche das ist die Gemeinschaft von Menschen, die ihren Glauben leben, ihren Glauben tiefer entdecken – und die dabei aufeinander schauen, damit das auch den anderen besser gelingt.

Hier gibt es die Bibeltexte vom Sonntag.