Predigt Maria Himmelfahrt 2019

Predigt Maria Himmelfahrt 2019

Ich glaube, dass wenn wir die Uhr nur 20 Jahre zurückdrehen würden, dann wäre es völlig undenkbar gewesen, dass wir nur eine Messe am Hochfest Maria Himmelfahrt feiern könnten, weil die Kirche in Stockerau aus allen Nähten geplatzt wäre.
Darum möchte ich heute darüber nachdenken, woran dieser starke Rückgang liegen könnte und auch zwei Alternativen, wie wir zur Umkehr beitragen könnten.
Natürlich könnte ich über den Einfluss des 24 Stunden Fernsehens oder die Herausforderungen des modernen Lebens an den Zusammenhalt unserer Familien sprechen, oder aber wie unmodern vorgefasste Gebete in Gemeinschaften im Vergleich zu „meiner individuellen Spiritualität“ mit meinen eigenen Gebeten ist (wo überhaupt noch gebetet wird).
Ich möchte mich aber in meinen Überlegungen auf eine Idee Max Webers stützen, wonach die Menschen, die die Weltreligionen verbreitet haben, sich in einer ähnlichen sozialen Lage wiedergefunden haben, wie die ideologischen Begründer und die darum für die jeweilige Ethik und die Erlösungslehre besonders empfänglich waren.
Vereinfacht ausgedrückt könnte man mit Max Weber sagen, dass sich Beamte, wenn mit dem Konfuzianismus konfrontiert, dort zu Hause fühlen würden und Soldaten, wenn sie die Biographie Mohammeds lesen, sich denken könnten: Da ist einer, der dieselben Ziele verfolgt hat wie ich.
Nach dieser Theorie wäre die Verehrung Mariens dann vor allem Menschen nahe gelegen, die sich in einer ähnlichen sozialen Rolle oder Position wie Maria befunden hätten. Die Anzahl der Menschen, die zu Maria Himmelfahrt in den Gottesdienst kommt, würde demzufolge abnehmen, weil es immer weniger Menschen gibt, die sich mit Maria identifizieren können – d.h. mit ihrer spirituellen Antwort auf ihre soziale Rolle. Maria hat als Hausfrau und Mutter eine soziale Rolle im alten Israel eingenommen mit der sich heute kaum noch eine Hausfrau und Mutter identifizieren kann.

Wenn das stimmt, dann können wir darauf zwei Antworten geben:
  1. Wir könnten diese Theorie nicht nur akzeptieren, sondern uns ihr beugen. Dann müssten wir Maria (und auch zum Beispiel den Rosenkranz nur neu entdecken) und zwar in einer Form, in der sich eine junge Frau heute wiederfindet, in der sie Stütze für ihren Alltag findet. Maria müsste demnach nicht nur Vorbild, sondern neu eine Identifikationsfigur werden.
  2. Ich glaube auch, dass an der Theorie etwas Wahres dran ist, aber wir können uns durch unsere Antwort der Theorie entgegenstellen: Ich will nicht eine Maria, die zu mir passt, sondern unabhängig davon, wo ich in der Welt stehe, anerkenne ich in der Antwort Mariens als die wahre christliche Antwort und mache sie mir zu eigen! D.h. nicht weil Maria mir so nahe steht, sondern gerade weil sie mir so unähnlich ist, erkenne ich, dass Maria den rechten Weg für alle Menschen unabhängig von Stand und Klasse vorgezeigt hat. Der Weg Mariens ist nicht nur der rechte Weg für Hausfrauen, sondern auch für Bürokraten und Soldaten.
Was aber war der Weg Mariens: Mir geschehe!
Der Weg Mariens ist ein Weg, der sagt: ich stelle mich Dir zur Verfügung – im Hinblick auf Gott, aber auch im Hinblick auf die Nächste und den Nächsten, der mich braucht.
Es ist ein pfingstlicher Weg der den heiligen Geist in das Leben hineinlässt, der sich auf den heiligen Geist einlässt, ihm Raum gibt. Es ist ein Weg für uns alle in der täglichen Vergegenwärtigung des Pfingstfestes. Dann könnte ich den Rosenkranz nehmen: Bete bei den großen Perlen weiterhin das Vater unser, aber bei den zehn kleinen bete ich „Atme in uns, Heiliger Geist“. Finden Sie Ihre Form eine Form Gott 5 Minuten am Morgen zu schenken, um sich auf den Willen Gottes einzustellen.
Dabei ist das wichtige die Haltung. Es geht nicht darum, ein Gebet zu verrichten. Wir haben danach nichts geschafft. Es geht um die Offenheit, damit etwas an mir geschieht.
Wozu? Jetzt kommen wir zum Evangelium
Maria singt ihr Loblied auf das Wirken Gottes in Ihrem Leben
Achtung! Jetzt kommt ein hochspekulativer Gedanke: Was für ein Lied werden Sie, werde ich singen, wenn ich nach diesem Leben vor den Richterstuhl Gottes trete?
Das Gericht Gottes als ein Vorsingen , wo wir Rechenschaft über unser Leben in einem Lied geben und Gott uns zuhört!
Wir werden singen über all das Wunderbare, was Gott uns geschenkt hat. Und wir werden singen dürfen, über all die Enttäuschungen unseres Lebens, über all unser Leid aber auch von all unserer Schuld. Aber das Evangelium von heute stellt an uns die Frage: Werden wir auch vom Handeln Gottes in dieser Welt und in unserem Leben singen können? Maria preist die Größe des Herrn und sein Wirken in ihrem Leben und der Welt: Gott ist mein Retter, der Mächtige hat Großes an mir getan, er erbarmt sich von Geschlecht, u.s.w
Die Frage, die ich Ihnen heute mitgeben möchte lautet:
Gehört es zu unserer Berufung als Christen, Sehnsucht zu haben, im Lied unseres Lebens das Handeln Gottes an uns zu besingen? Dann müssen wir dem Handeln Gottes auch Raum geben, so wie Maria